Bergische Universität Wuppertal

Neue Publikation: Anhaltende Trauer bei behandlungssuchenden geflüchteten Menschen

27.06.2025|12:40 Uhr

Wenn wir über die psychische Gesundheit von geflüchteten Menschen sprechen, liegt ein Schwerpunkt oft auf der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Viele geflüchtete Menschen haben jedoch auch den Verlust geliebter Personen erlebt – und haben damit auch ein Risiko eine Anhaltende Trauerstörung (ATS) zu entwickeln

Mittels Daten aus unserer multizentrischen Studie ReScript haben wir Symptome anhaltenden Trauer bei geflüchteten Menschen untersucht, die aufgrund von PTBS eine Behandlung aufsuchten. Das haben wir gefunden:

• Jede:r vierte Patient:in erfüllte die Kriterien einer ATS komorbid zu einer PTBS oder komplexen PTBS (kPTBS).
• In einer Netzwerkanalyse von ATS- und kPTBS-Symptomen zeigten zwei ATS-Symptome – Schwierigkeiten, sich auf Aktivitäten einzulassen, und Schwierigkeiten, den Verlust zu akzeptieren – die stärksten Verbindungen zu allen anderen Symptomen.

Was bedeutet das für die Praxis?

• Wir sollten bei der psychischen Diagnostik von geflüchteten Menschen nicht nur traumatische Erfahrungen, sondern auch systematisch Verlusterfahrungen erfassen.
• Wir sollten gezielt Screening für die Anhaltende Trauerstörung einsetzen. 
• Wir müssen kultursensible, auf trauer-fokussierte Interventionen anbieten.

Der Artikel und der Analysecode sind Open Access verfügbar:

Lechner-Meichsner, F., Rüger, M.S., Nehler, K.J., Ehring, T., Schumm, H., Morina, N., Churbaji, D., Mewes, R., Giesebrecht, J., Weise, C., & Steil, R. (2025). Prolonged grief in refugees seeking treatment for PTSD: Comorbidity with posttraumatic stress symptoms and network structure. Clinical Psychology and Psychotherapy, 32(3), http://dx.doi.org/10.1002/cpp.70097.